Validierbarkeit manueller Prozesse

Validierbarkeit manueller Prozesse

Begründung

Validierbarkeit manueller Aufbereitungsprozesse

Manuelle Aufbereitungsverfahren führen im Vergleich zu maschinellen Prozessen bei korrekter Durchführung zu gleichwertigen Aufbereitungsergebnissen hinsichtlich des hygienisch-mikrobiologischen Ergebnisses. Aufgrund der hohen Anzahl manueller, für den Prozesserfolg entscheidender, Arbeitsschritte, die durch verschiedene Personen durchgeführt werden müssen, unterliegen manuelle Verfahren möglicherweise größeren Schwankungen als maschinelle Prozesse (5). Zur Validierung manueller Aufbereitungsverfahren steht die „Leitlinie zur Validierung der manuellen Reinigung und manuellen chemischen Desinfektion von Medizinprodukten“ (4) zur Verfügung. Diese fokussiert sich zwar auf das Tauchverfahren, allerdings konnten aktuellere Studien die grundsätzliche Nichtunterlegenheit des Wischverfahrens belegen (1,2). Laut Verordnung über das Errichten, Betreiben und Anwenden von Medizinprodukten (MPBetreibV) wird eine korrekte Aufbereitung vermutet, wenn die gemeinseme Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) und des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), veröffentlicht im Bundesgesundheitsblatt 2012 (3), beachtet wird. Diese beschreibt für verschiedenen Medizinprodukte Anforderungen für die manuelle Aufbereitung. Juristisch betrachtet ist somit die manuelle Aufbereitung von Medizinprodukten semikritisch A nicht unzulässig.

Im Rahmen der Validierung der manuellen Reinigungs- und Desinfektionsprozesse müssten alle mit der Aufbereitung betrauten Personen in die Validierung eingeschlossen werden. Dieser Standard wird allerdings auch bei überwiegend maschinellen Aufbereitungsverfahren nicht erreicht. So bleiben z.B. Vorreinigung, Demontage und Beschickung der Aufbereitungssiebe, auch bei ansonsten maschinellen Prozessen, manuelle Teilschritte, die im Rahmen von Validierungen dieser Verfahren ebenfalls nur stichprobenartig mit überprüft werden. Interindividuelle Abweichungen dieser Teilschritte können also ebenso
Auswirkungen auf ansonsten maschinelle Aufbereitungsprozesse nach sich ziehen.

 

Dennoch ist für alle Medizinprodukte, für die es maschinelle Reinigungs- und Desinfektionsverfahren seitens der Hersteller gibt, diese den manuellen
Aufbereitungsverfahren zu bevorzugen (5). Für Medizinprodukte, für die es keine oder nur für Teilabschnitte des Medizinprodukts maschinelle Verfahren gibt, bleibt die validierte manuelle Aufbereitung ein geeignetes Verfahren, das sowohl durch Eintauchen, als auch durch Wischen sichergestellt werden kann.

 

Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass ein erheblicher Bedarf besteht die manuellen Aufbereitungsprozesse zu überprüfen. Wir unterstützen Sie gerne dabei.

 

Quellen:

1.     Flexible nasoendoscopy decontamination: a comparison between Rapicide and Tristel wipes, a prospective cohort study – International Journal of Otorhinolaryngology and Head and Neck Surgery Vol. 4 No. 1 (2018): January-February 2018

2.     A randomised, single-blind comparison of high-level disinfectants for flexible nasendoscopes – The Journal
of Laryngology & Otology, Volume 130, Issue 11 September 2016

3.      Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) und des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) -Bundesgesundheitsbl 2012 · 55:1244–1310

4.     Leitlinie zur Validierung der manuellen Reinigung und manuellen chemischen Desinfektion von Medizinprodukten DGKH – Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene DGSV – Deutsche Gesellschaft für Sterilgutversorgung AKI – Arbeitskreis Instrumentenaufbereitung in Kooperation mit dem VAH – Verbund für angewandte Hygiene

5.     Gemeinsame Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Sterilgutversorgung e.V., der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. und des Verbunds für Angewandte Hygiene e.V. – Stellungnahme zur Desinfektion von semikritischen Medizinprodukten mittels Wischtüchern – Hygiene & Medizin | Volume 47 | 9/2022

6.     Aufbereitung von Ultraschallsonden mit Schleimhautkontakt Mitteilung der Arbeitsgruppe Angewandte Desinfektion der Desinfektionsmittel-Kommission des VAH, Stand 21.Januar 2019* – Hygiene & Medizin | Volume 44 | 1–2/2019